Schon seit 1800 feierte man in Wechte Schützenfeste. Die Feste sind nach urkundlicher Überlieferung nach folgendem Grundsatz abgelaufen:
„Einige tatkräftige Persönlichkeiten, deren Worte in der Bauerschaft etwas galten, organisierten das Fest. Sie beriefen rechtzeitig vorher eine Versammlung ein, die den Oberst, den Hauptmann, einen Fahnenträger und zwei Adjutanten wählte. Das Schützenfest feierte man meistens an einem Freitag. Eine große Anzahl eifriger Schützen versammelte sich bereits am Vormittag und begab sich in geschlossenem Zuge zum alten König. Nach einem gemütlichen Umtrunk führte der Oberst den Zug hinaus zum Sonnenhügel. Dort wurde heiß um die Königswürde gerungen. Den besten Schützen proklamierte man zum König. Die von ihm erwählte Königin empfing nach dem Schießen im Hause des Königs die Schützen. Zu Ehren des neuen Herrscherpaares ließ der Oberst drei Ehrensalven abfeuern. Dabei schoß jeder mit seinem Gewehr. Der neue König wusste diese Ehre gebührend zu würdigen und lud seine „Untertanen“ zu einem kräftigen Umtrunk ein. Froh gelaunt kehrte man zur Mittagszeit zum Festplatz zurück. Nach einer längeren Pause versammelte sich dann jung und alt und eine Kapelle spielte bis in die frühen Morgenstunden zum Tanz auf.
Schwierigkeiten bei der Vorbereitung des althergebrachten Schützenfestes führten im Jahre 1898 zur Gründung des jetzigen Schützenvereins. Den Anstoß dazu gab Rudolf Dohe. Mehrere eifrige Förderer des Schützenwesens, die die hohe Bedeutung des geselligen Feierns aller Bauerschaftsbewohner auf einem Fest wohl erkannt hatten, luden im Juni des genannten Jahres zu einer Gründungsversammlung ein. Ihr Bestreben war es, auf diese Weise den Fortbestand der althergebrachten Bauerschaftsfeste zu sichern. Welche Ziele ihnen dabei vorschwebten, geht aus dem § 1 der Vereinsstatuten des Gründungsjahres hervor. Da heißt es: „Der Wechter Schützenverein ist ein freiwilliger und hat den Zweck, die Geselligkeit, den Gemeinsinn und die Vaterlandsliebe zu fördern mit der Verpflichtung, in diesem Sinne unter Aufsicht eines Vorstandes nach Maßgabe der nachstehenden Statuten tätig zu sein“.
Das waren edle Ziele. Solche Aufgaben widmete sich gern jeder aufgeschlossene Mensch. Der Verein ist von Anfang an ein Bauerschaftsverein gewesen. Schon im Gründungsjahr betrug die Mitgliederzahl über 100 Personen.
Zum ersten Vorsitzenden wählte man 1898 Friedrich Schierke. Darauf folgten bis zum zweiten Weltkrieg mehrere Vorsitzende, deren Namen nicht mehr überliefert sind, die aber mit großem Einsatz den Verein zusammen mit ihrer gesamten Vorstandsmannschaft geführt haben.
Von 1948 bis 1952 hatte Ernst Wahle den Vorsitz inne. Er wurde 1952 von Wilhelm Menebröcker sen. abgelöst, der den Verein bis 1972 führte. Bis zu seinem Tode stand er dem Vorstand als Ehrenvorsitzender weiter zur Seite. Reinhold Aufderhaar führte den Verein von 1972 bis 1982. Von da an übernahm Fritz Schulte das Zepter des Vorsitzenden, welches er 1996 bei gleichzeitiger Ernennung zum Ehrenvorsitzenden an Helmut Hoffmeier abgab.
Einen ersten Höhepunkt der Vereinsgeschichte stellte die Fahnenweihe dar, die man mit Gastvereinen im Jahre 1904 beging. Die Fahne verlor der Verein 1921, als ein Teil des Gasthauses Prigge den Flammen zum Opfer fiel.
Im 1. Weltkrieg mussten auch viele Männer aus Wechter Familien ihr Leben lassen. In der Bauerschaft entschloss man sich, eine Gedenkstätte zu Ehren der Gefallenen zu errichten. Die feierliche Einweihung des Kriegerdenkmals fand am 16.07.1922 statt.
Im Jahre 1923 feierte man mitten in der Inflationszeit das 25 jährige Bestehen des Vereins. Für 6000 RM Eintritt konnten die Wechter mit dem Jubelkönig Gustav Schierke feiern. Der König erhielt den Ehrenpreis von 50.000 RM. Trotz der Inflation schaffte der Verein 1923 eine neue Fahne an. Diese wird anlässlich des Jubiläums 1998 durch die aktuelle Fahne ersetzt.
In den Kriegsjahren fielen die Schützenfeste aus. Das erste Schützenfest feierte man nach dem Kriege 1948. Damals musste viel improvisiert werden. Der König, Gustav Hunsche, errang die Königswürde mit der Armbrust, da Gewehrschüsse von der Militärregierung verboten waren. Als Getränk wurde selbst hergestellter „Balkenbrand“ angeboten.
Dem 2. Weltkrieg mussten viele Wechter Familien Tribut zollen. Der Vorschlag des Schützenvereins, das Ehrenmal für die im 2. Weltkrieg Gefallenen zu erweitern, fand in der Bauerschaft eine breite Zustimmung. Am Volkstrauertag 1953 weihte man das Denkmal ein.
In all den Jahren war es dem Wechter Schützenverein nicht möglich, ein jubiläum zu feiern. Daher entschloss man sich, das 60 jährige Bestehen entgegen der üblichen Gepflogenheiten im großen Rahmen zu begehen. Am 11.05. 1958 feierte man mit 18 Gastvereinen auf den Höfen Schute und Löllmann das Fest mit dem Jubelkönig Willi Niemeyer.
Wie bereits erwähnt, schossen die Wechter den König vor der Vereinsgründung am Sonnenhügel aus. Nach der Gründung des Vereins schoss man an unterschiedlichen Orten in Wechte den Schützenkönig aus bzw. kam dem Hobby des Schießsports nach. Der erste Schießstand war bei Rudolf Dohe zu finden. Anschließend zielte man bei Brünemeyers um die Wette. Ab 1950 wurde bei Prigge Nordhausen geschossen, bis 1965 in einem alten Verschlag, der als Hühnerstall diente. Aus diesem musste man vor jedem Schießen die Hühner verjagen. Außerdem gab es zur Beleuchtung der Zielscheiben nur eine Lampe und einen Schalter direkt an den Scheiben. Da die Teilnehmer an einem Übungsabend keine Lust mehr hatten, die 50m zum Schalter zu laufen, nahm Günter Schröer eine Waffe und löschte das Licht mit einer Kugel Blei!
Um diese Zustände zu verbessern, entschloss sich der Verein im Jahre 1965 zum Bau einer Schießsportanlage, um verbesserte Möglichkeiten für Übungsabende und die Durchführung von Pokal- und Preisschießen zu schaffen. Die Aufwendungen beliefen sich auf DM 42.000,-. Die Hälfte davon musste durch Eigenleistungen des Vereins erbracht werden. Die zweite Hälfte wurde durch einen Zuschuss vom Lnd zur Förderung von Sportstätten bereitgestellt.
Mit dem Bau der Anlage wurden die Erfolge der 1950 gegründeten Schießgruppe noch verstärkt.
Der Scheibenstand ist inzwischen das Zentrum des Vereinslebens geworden. Nach der Errichtung der eigentlichen Schießanlage im Jahre 1965 wurden in der Folgezeit diverse Modernisierungsarbeiten (Pokalschränke, neue Theke, moderne Zuganlagen etc. ) durchgeführt.
Nachdem der Förderverein „Talaue Haus Marck“ die Anlagen des Gasthofes Prigge-Nordhausen 1994 erwarb, bot sich für den Verein die Möglichkeit, den alten Schweinestall zu kaufen. da Sanitäranlagen am Scheibenstand fehlten, griff der Verein zu. Man baute den ehemaligen Schweinestall zu einer modernen Toilettenanlage um und verband ihn mit dem eigentlichen Scheibenstand durch einen einseitig offenen Zwischenbau. Am 20.06.1996 konnte man die Einweihung im Kreis von über 160 Anwesenden feiern. Hier nochmals Dank an alle, die in über 4000 Arbeitsstunden und mit großzügigen Spenden zum Gelingen beigetragen haben.
Damit hat der Verein heute die Möglichkeit, den Scheibenstand an Nachbrvereine wie Haus-Marck und Exterheide für Schießsportzwecke zu vermieten.
Seit 1966 wird am Sonntag des Schützenfestes der Jugendschützenkönig ( bis 15 Jahre ) gekürt.
Nach der Gründung des Kindergartens im Jahre 1969 ist im Rahmen des Schützenfestes der Kindergartenkönig gekürt worden. Diese Gepflogenheit ist zur Tradition geworden und wird bis heute verfolgt.
Die ehemaligen Könige schießen seit 1975 den Königspokal aus. Die Damen des Vereins ringen seit 1972 um den „Wilhelm Menebröcker-Pokal“, der vom langjährigen Vorsitzenden Wilhelm Menenbröcker sen. gestiftet wurde.
1973 beging der Verein bei „Kaiserwetter“ das 75 jährige Jubiläum in den Anlagen und auf der angrenzenden Wiese des Gasthofes Strothmann. Der Einladung waren 30 Gastvereine gefolgt. Die Königswürde trug Wilhelm Menebröcker jun..
Der Verein hat seit dem Ende der 60er Jahre immer mehr Aktionen außer dem eigentlichen Schützenfest durchgeführt. Der ursprüngliche Zweck als Bürgerwehr lässt sich von dem Spruch auf der alten Vereinsfahne „Gib Acht und heb Hand für das Vaterland“ ableiten. Heute fördert der Verein die Gemeinschaft in der Bauerschaft. Nicht nur auf dem Schützefest wird der Kontakt zu allen, die sich mit Wechte verbunden fühlen, gefestigt.
Dem Anspruch als Bauerschaftsverein versucht man durch folgende Aktivitäten für jung und alt gerecht zu werden:
- Fahrten zu Zielen wie Bundesgartenschauen, WDR, VWetc. seit dem Ende der 60er Jahre
- Fahrradtouren seit Beginn der 80er Jahre
- Winteranderungen
- Müllsammelaktionen
- Fußballspiele zwischen der Schießgruppe und dem Rest des Vereins
- Altennachmittag für alle Wechter und Ehemalige, die das 65 Lebensjahr überschritten haben seit 1982
- Vereinsinterne Doppelkopfturniere seit 1980
Man könnte viel Geschichten aus dem Vereinsleben erzählen, die sich durch kuriose Wetten bei Schützenfesten bzw. bei den oben genannten Aktivitäten ergeben haben – wie etwa das Essen von einem Glas Senf oder einer Flasche Ketchup -, aber dieses würde sicherlich den Rahmen dieser kurzen Vereinschronik sprengen.
„Freudig nimmt der Verein die Verpflichtung auf sich, auch in Zukunft zum Segen und Nutzen aller, wie seine Gründer es einst getan, in der Bauerschaft tätig zu sein“. Mit diesen Worten schloss der Bericht zum 60 jährigen Bestehen des Wechter Schützenvereins im Jahre 1958.
Die damals ausgesprochene Verpflichtung kann weiterhin als Leitfaden für die Tätigkeit des Vereins angesehen werden!
Jeder der Lust hat, aktiv am Vereinsleben teilzuhaben, ist herzlich im Verein willkommen.